Fast vierzig Jahre „Datenverarbeitung“ – eine ziemlich lange Zeit im IT-Business – das sind ja eigentlich gleich mehrere Generationen. Ist denn ORGAPLAN immer noch das gleiche Unternehmen wie bei der Gründung 1983?
WH: Nein, natürlich nicht, viele Geschäftserfolge, aber auch unvermeidliche Rückschläge haben die Struktur doch nachhaltig verändert. Damals, noch in Northeim bei Göttingen, ging es um die Entwicklung und den Vertrieb von Business-Software mit Standardlösungen für den Mittelstand.
Auch wenn das noch immer irgendwie der Geschäftszweck ist, so war trotz einer Vielzahl zufriedener Anwender, einem riesigen Netzwerk von Mitarbeitern und Geschäftspartner, eine dynamische Fortentwicklung stets im Mittelpunkt. Eigentlich ist das ja auch klar: Bei IT und Software-Entwicklung gibt es einfach keinen unveränderlichen Status Quo.
Skizzieren Sie doch mal ein paar wesentlichen Änderungen für uns.
WH: Die mit Sicherheit größte Veränderung fand mit der Übergabe der Firma in die Hände der nächsten Generation Ende 2018 statt. Das Unternehmen ist jetzt weiter Richtung Norden in Hannover beheimatet, wo ein junges Team von kreativen und technisch vielseitigen Software-Entwicklern – zusammen mit erfahrenen IT-Beratern – daran arbeitet, individuelle Lösungen für die digitale Prozessunterstützung zu erstellen. Und das alles auf der Basis vorhandener Standard-Software.
Ausgeprägte Branchenkenntnisse und eine echte Leidenschaft für digitale Prozesse, verbunden mit unserer ausgesprochenen Bereitschaft zur Individualanpassung führen denn auch zur Entwicklung zeitgemäßer und professioneller Software. So kreieren wir für unsere Anwender individuelle Wettbewerbsvorteile und realisieren für dieses Umfeld kreative Ideen.
Tatsächlich sind wir als nicht allzu großes Unternehmen trotzdem mit hohem Einsatz dabei – denn als Profis sind wir nicht mit halben Sachen zufrieden. Das auf keinen Fall.
Aber machen das nicht andere ERP-Software-Anbieter im Grunde genauso?
WH: Nein, nicht unbedingt. Wir entwickeln gerne individuelle Sonderlösungen für unsere Kunden. Und versuchen dabei nicht unsere bestehende Software zu verkaufen. Interessenten können – im herkömmlichen Sinne – nicht einfach „Kunden“ von uns werden. Stattdessen reden wir zunächst ganz ausführlich mit ihnen. Und, noch wichtiger: Wir hören Ihnen zu. Gemeinsam beraten wir uns also mit unseren Partnern (beachte, nicht „Kunden“) – in dem Umfeld einer sich ständig, geradezu dramatisch schnell entwickelnden Digitalisierung.
OK, aber wenn es so anders ist, wie muss man sich denn den oder die typischen Kunden von ORGAPLAN vorstellen?
WH: Zugegeben, manchmal sind wir auch einfach ein „Systemlieferant“. Entspricht das benötigte Thema einer unserer Kernkompetenzen, liefern wir auch gerne mal vollständige Systeme; inklusive branchenüblicher Merkmale wie individuell angepasster oder erweiterter Software auf Basis vorhandener „Standards“. Dazu gehören – wie immer – technologisch und wirtschaftlich zeitgemäße Hardware-Komponenten sowie ein nicht nur bundesweiter, sondern auch internationaler Support auf der Basis entsprechender bedarfsgerechter Dienstleistungsverträge.
Doch im Grundsatz sehen wir uns mehr als junggebliebene Nischenanbieter. Wir bieten grundsätzlich nur dann an Partner eines Unternehmens zu werden, wenn wir gemeinsam zu der Überzeugung gekommen sind tatsächlich miteinander arbeiten zu wollen. Und auch nur dann schließen wir auch einen entsprechend partnerschaftlichen Vertrag – was dazu führt, dass wir nur mit vergleichsweise wenigen, meist langjährigen, im gegenseitig aufgebauten Vertrauen entstandenen Geschäftspartnern zusammenarbeiten.
Was auch ehrlicherweise und in aller Konsequenz bedeutet, dass wir eher auf Bestandskunden als auf ein Neukunden-Geschäft setzen.
Das Bestandskunden-Geschäft steht also im Mittelpunkt. Gibt es trotzdem Hinweise, wohin es in Zukunft noch gehen könnte?
WH: Das ist wirklich gar nicht so einfach zu beantworten: Unser Leistungsspektrum umfasst die Beratung in strategischen, betriebswirtschaftlichen und technologischen Fragestellungen – reicht über die Konzepterstellung, Realisierung und Implementierung anspruchsvoller Lösungen in den jeweiligen Projektphasen bis hin zur Einführung, Übergabe und Wartung. Ein Füllhorn an Leistungen, das noch durch Seminare und Schulungen abgerundet wird.
Man kann aber sicher ein paar Eckpunkte aufzählen, denn unser Invest in unser Portfolio hat schon durchaus klare Strukturen. Unser Produkt DVX etwa unterstützt beim operativen Produktions-Management – MES – wie auch bei der Betriebsdatenerfassung, kurz BDE.
Dazu kommt typischerweise eine Oberflächen-Modernisierung, also eine Anpassung des GUI einer Software. Dazu gehören auch POS Point-of-Sale-Lösungen – genauso wie die Datenerfassung im Personalwesen, dem PZE.
OK, das ist ja doch ein größeres Portfolio. Sicher können Sie uns doch sicher mal ein Beispiel für eine aktuelle Anfrage geben?
Aber ja, jetzt, in der Zeit der Pandemie erreichen uns zum Beispiel verstärkt Anfragen für individuelle Anwendungen zur Betriebsdaten- und Personalzeiterfassung – gerne, aber nicht nur: über Webportale. Der Markt bewegt sich für uns erkennbar weiter Richtung „Software-Bausteine mit hoher Individualisierbarkeit“. Was sehr schön unsere Historie ebenso wie unsere künftige Ausrichtung widerspiegelt.